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ROLAND

JV-80 / pol syn 2955 (1992)

Ein Jahr nach dem legendären JD-800 erschien mit dem JV-80 das "Brot-und-Butter"-Modell und eröffnete damit die Tradition der JV- und XP-Reihe mit Synthesizern, die auf besonders bestechenden Samples basieren. Der bis zu jenem Zeitpunkt ausgebliebene Erfolg des JD-800 führte indes zu einem Preiseinbruch des selbigen, so dass der JV-80 und JD-800 zeitweise auf nahezu gleich hohem Niveau käuflich erhältlich waren. Der JV-80 entschied das Rennen für sich, da er als Allround-Maschine einen grösseren Bereich abdecken konnte und mit acht Echtzeitreglern immer noch genügend Eingriffsmöglichkeiten bot, während der JD-800 im Jahre 1991 der analogen Renaissance um zwei, drei Jahre zuvor war und noch nicht die Akzeptanz am Markt bekam. Der JV-80 stellt praktisch die Stufe dar, die man bei ROLAND konsequent weiterverfolgte: maximaler Bedienkomfort bei minimalem Preis und vor allem guten Klang. So finden sich die acht Regler beim JV-90 und JV-1000 wieder. Die acht Regler fungieren dabei sowohl als Mischer von bis zu acht Parts im Multimode (bei JV-80 sieben Synthesizer- und ein Rhythmuspart) oder den wichtigsten (und zum Teil auch zuweisbaren) Parametern pro Tone.

Der 28-stimmige JV-80 setzt auf freie Klangzusammenstellung, wobei die Basis ein Tone bildet. Ein Tone verfügt über einen Oszillator, welcher auf vier MByte Wellenform-ROM (129 Wellenformen) zugreift, einem TVF-Digitalfilter mit Resonanz (nicht so druckvoll zupackend, wie bei der klangtechnisch doch höhere angesiedelten JD-Serie), einem TVA-Verstärker und jeweils einer mehrstufigen Hüllkurve für Tonhöhe, Filtereckfrequenz und Amplitude, sowie zei LFOs (Modulationsziele wie Hüllkurven) zusammen. Bis zu vier solcher Tones können in beliebiger Kombination in einem Patch (= fertiges Klangprogramm mit Effekten) zusammengestellt werden. Als generelle Spielhilfen steht die anschlags- und druckdynamische 61er-Tastatur, ein programmierbarer Schieberegler (C1-Regler), der typische ROLAND-Bender (Tonhöhe und Modulation) und natürlich die eingangs erwähnten acht Editregler zur Verfügung. Die Effektsektion ist nicht so umfangreich ausgefallen, wie bei der JD-Serie und stellt am ehesten noch der Schwachpunkt der frühen JV-Synthesizer dar. Hier gibt es zwei Effekte, wobei eines als Hall- oder Echo-Effekt, das andere als Chorus-Effekt eingesetzt werden kann. Ein wichtiger Vorteil des JV-80: die Effekte können beide einzeln jederzeit mit einem eigenen Schalter ein- oder ausgeschaltet werden. Einen Sequenzer gibt es nicht. Dafür sollte der JV-1000 die Workstation sein (und wurde dabei eher zu einem Flopp).

Der JV-80 verfügt aber auch über ein Erweiterungssteckplatz, in welches eines der SR-JV80-Expansion-Boards eingesetzt werden kann. Zusammen mit dem JV-80 erschienen für zunächst längere Zeit nur die beiden Boards SR-JV80-01 und -02 mit Rock/Pop- bzw. Orchesterklängen. Die Qualität war nicht die schlechteste, jedoch genügte sie nicht mehr den HiFi-Ohren der Endneunziger, weshalb die beiden o.g. Erweiterungskarten nicht mehr erhältlich sind. Der JV-80 klingt ohnehin ein wenig zu brilliant und sauber und lässt Wärme vermissen. Ein Kriterium, welches ich durchaus mag, jedoch nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Der JV-80 wurde im Laufe seiner Zeit zu einem Hit, wie sich mittlerweile jeder an Angebotshäufigkeit in Kleinanzeigen überzeugen kann. Die JV-Serie verstand sich als Antwort auf die seinerzeit alles dominierenden KORG-Workstations der 01/W-Reihe. Sie waren preiswerter, konnten erweitert werden und besassen ein Resonanzfilter (Ende der Neunziger konnten die KORG-Workstations für die Massen immer noch keine Resonanzfilter vorweisen). YAMAHA bewegte sich indes mit dem SY 99 auf einem anderen Terrain und konnte sich später mit der W-Reihe ebenfalls in die Workstation-Gilde einreihen. Doch zurück zum JV-80. er besitzt neben seinem Stereoausgang einen Kopfhörerausgang, sowie Steuereingänge für ein Holdpedal und zwei Expressionpedale. Natürlich ist auch das MIDI-Trio vorhanden.

Erstmals präsentierte ROLAND einen namentlich als Analog-Feel bezeichneten Parameter an, welcher dem Random-Pitch-Parameter des JD-800/990 nachempfunden wurde und leichte Schwankungen in der Tonhöhe ermöglicht. Dadurch entsteht bei analogen Klangfarben der Eindruck eines alten nicht mehr hundertprozentig stimmstabilen Synthesizers. Mit dem JV-80 können Velocity-Switches realisiert werden. Ebenso gibt es einen Solo-Modus und polyphones Portamento. Ein weiterer Parameter nennt sich FXM. Dahinter verbirgt sich die Frequency Cross Modulation. Damit lassen sich typische digital kalte Klänge erstellen (klingt auch ein bisschen nach Ringmodulation).

Die Bedienung des JV-80 ist einfach. Dennoch ist es ein wenig gewöhnungsbedürftig, die Regler nicht unter sondern neben dem Display zu haben. Letzteres ist mit 2 x 40 Zeichen ausgestattet und nicht grafikfähig (wenngleich beim Abspielen der Demosongs ein Hund hinter einen Schmetterling herjagt - allerdings in C64-Klötzchengrafik). Bleiben noch die Speichermöglichkeiten. Intern gibt es drei Programmbänke mit jeweils 64 Patches (zwei ROM- und eine RAM-Bank). Zwei ROM- und eine RAM-Performance-Bank mit je 16 Einstellungen, sowie zwei Ryhthmus-Sets im ROM und eines im RAM runden das Bild dort ab. Externe Datenübertragung über MIDI-SyxEx ist natürlich auch möglich. Oder man bedient sich RAM-Karten. Ausserdem können ROM-Karten eingesetzt werden, auf welchen sich ausserdem Patches befinden (kann zum Teil auch der JD-800/990 lesen). Erstaunlich nur, das praktisch die komplette Tonerzeugung eines JV-80 zwei Jahre später auf einem Expanderplatinchen namens VE-JV-01 Platz finden konnte, was uns angesichts eines WALDORF MICROWAVE II dann aber wieder nicht weiter wundert.


JV-880 / pol syn exp 1550 (1993)

Expander des JV-80 mit nur einer HE. Dennoch sind die Expansionboards der SR-JV-Serie nachrüstbar!

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